Allgemein

Der neue Facebook-Algorithmus – wie schlimm ist er wirklich?

Noch vor wenigen Jahren jagten die Worte „Google hat einen neuen Algorithmus!“ den SEO-Teams der Unternehmen eisige Angstschauer über den Rücken. Es war praktisch ein Thema für die Nachrichtensendungen zur Hauptsendezeit, wenn Google etwas verändert hat.

Heute ist es nicht mehr Google, sondern Facebook, dessen Änderungen für Heulen und Zähneknirschen bei den Betroffenen sorgen. Fans sehen die Posts der Unternehmen nicht mehr! Firmen müssen zahlen, um ihre Informationen an die Kundschaft zu bringen! Niemand sieht gar nichts mehr, niemals, und das Ende der Welt ist nah! (Gut, der letzte Teil ist ein bisschen überspitzt formuliert.) Was genau passiert hier?

Mit dem neuen Facebook-Algorithmus … Moment, was ist das überhaupt? Einfach gesagt ist der Algorithmus eine Arbeitsanleitung zur Lösung eines Problems. Wir kennen das beispielsweise aus dem Mathematikunterricht, wo wir Aufgaben mittels eines vorgegebenen Rechenwegs lösen. Der Rechenweg bleibt gleich, aber das Ergebnis variiert natürlich, je nachdem welche Zahlen mit diesem Rechenweg bearbeitet werden.

Wenn wir jetzt Matheunterricht mit Facebook ersetzen, den Rechenweg mit Algorithmus, die Zahlen mit Status-Updates anderer User, und Ergebnis mit eigener Newsfeed – dann haben wir es schon verstanden.

Mit dem neuen Facebook-Algorithmus ändert sich für die privaten Nutzer und die Unternehmen einiges. Facebook geht davon aus, dass seine Mitglieder vor allem das sehen wollen, was Familie und Freunde posten – Babybilder, Geschichten vom letzten Klassentreffen, Katzenvideos. Diesen Beiträgen mehr Gewicht zu verleihen bedeutet für Unternehmen (aber auch Parteien, anderen Vereinigungen und auch für Medien), dass ihre Inhalte seltener angezeigt werden.

Facebook sagt:

„Die Beiträge, die du in deinem News Feed siehst, sollen dafür sorgen, dass du mit den Menschen, Orten und Dingen, die dir wichtig sind, verbunden bleibst. Den Anfang machen dabei deine Freunde und Familie.

Die Beiträge, die du zuerst siehst, werden von deinen Verbindungen und Aktivitäten auf Facebook beeinflusst. Die Anzahl an Kommentaren, „Gefällt mir“-Angaben und Reaktionen, die ein Beitrag erhält, und die Art der Meldung (z. B. Foto, Video, Statusmeldung) sind Faktoren, die auch dafür verantwortlich sein können, welche Meldungen weiter oben in deinem News Feed angezeigt werden.“

Wie wünschenswert das für die User tatsächlich ist … darüber kann man streiten. Schon die ebenso sonderbare wie hartnäckige Weigerung von Facebook, die Inhalte dauerhaft in chronologischer Reihenfolge anzuzeigen, und klickt man noch so oft „neueste Meldungen“ an, sorgt immer wieder für Unmut. Ob man nun wirklich die Inhalte von Erbtante Gitti aus Idar-Oberstein lieber sehen will als die Posts eines beliebten Smartphone-Herstellers, das bleibt wirklich jedem Einzelnen überlassen.

Was bedeutet das für Unternehmen und Werbetreibende?

Bei Marketing- und Medien-Leuten geht jetzt die Angst um: Wird das Publikum die Posts jetzt überhaupt noch sehen? Muss man jetzt für alles zahlen, damit man überhaupt noch wahrgenommen wird? Besonders schlimm ist das vor allem für Marken, die sich von der herkömmlichen Werbung fast völlig abgewendet hatten und stark auf die sozialen Netzwerke gesetzt haben.

Natürlich verstehen wir und Sie als Unternehmer, dass Facebook irgendwie Geld verdienen möchte. Andererseits finden viele User es nicht in Ordnung, wenn man die Posts von Seiten nicht bekommt, die man immerhin eigens mit „Gefällt mir“ abonniert hat. Unternehmen, Künstler, Marken etc. finden es nicht so toll, dass Facebook sie einerseits seit Jahren dazu gedrängt hat, Seiten statt Profilen anzulegen (wegen der angeblich besseren Nutzungsmöglichkeiten), und das jetzt wiederum dazu verwendet, die finanziellen Daumenschrauben anzuziehen.

Wenn es jetzt also mit der organischen Reichweite auf Facebook nicht mehr so klappen kann/soll, werden Unternehmen jetzt also noch mehr Geld als vorher in Anzeigen oder gesponserten Content bei Facebook investieren müssen, oder auf andere Kanäle ausweichen.

Ob die organische Reichweite sinkt, können Sie leicht selbst sehen: Unter jedem Beitrag zeigt Facebook Ihnen an, wie viel User ihn tatsächlich sehen. Der Wert liegt meist irgendwo zwischen 5 und 10 %. Sinkt dieser Wert (noch) weiter, müssen Sie an der Qualität Ihrer Posts arbeiten, um generell eine bessere Beziehung zu Ihrer Fans aufzubauen. Likes, Shares und Kommentare steigern die Wahrscheinlichkeit, dass die User auch in Zukunft Ihre Inhalte angezeigt bekommen. Kommentare zählen dabei „mehr“ als einfache Likes. Neue Beiträge werden eher angezeigt als alte, regelmäßige Status-Updates sind also hilfreich.

Ist jetzt alles aus?!

Blinde Panik ist in dieser Situation auch kein Ausweg. Facebook ändert seinen Algorithmus ständig und passt ihn an neue Gegebenheiten an, es kann sich also schon bald viel ändern. Außerdem kann man mit etwas Optimismus durchaus das Potenzial der Algorithmusänderung sehen: Marken und Unternehmen haben jetzt einen echten Anreiz, sich auf echte Interaktion mit den Kunden und Fans zu konzentrieren. Das wird dann hoffentlich mit besserer Positionierung im Newsfeed und generell mit einer tragfähigen Kundenbeziehung belohnt.

Zusammengefasst: FB schraubt den Druck auf Werbetreibende hoch und verkauft es als Zurückbesinnung auf das „Soziale“ in den sozialen Medien. Wenn Sie bzw. Ihr Unternehmen oder Ihre Marke auf Facebook vertreten sind, müssen Sie entweder auf wirklich hochkarätigen, interessanten Content und Interaktion mit Ihren Fans setzen – oder Sie müssen Geld in die Hand nehmen und Anzeigen kaufen.

P.S.: Wir helfen Ihnen bei beidem!

 

Passend dazu haben wir bei der Süddeutsche Zeitung hat ein schönes „Erklärvideo“ gefunden.