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Social Media – Unverbindlichkeiten machen das Leben leichter

Social Media ist eine tolle Sache, da sind wir uns alle einig. Nicht nur Unternehmen profitieren davon sondern auch als Privatmensch fällt es so leichter Kontakte zu pflegen. Kaum jemand kann sich den sozialen Netzwerken entziehen und wir sind unseren Freunden über Twitter, Facebook und Co vermeintlich näher als früher. Ob regelmäßige Kurznachrichten, in denen man die aktuelle Befindlichkeit beschreiben kann oder ein paar Fotos auf Facebook, die alle Freunde informieren, dass man nun eine Katze besitzt, wir sind immer auf dem Laufenden. Selbst ein Check-In über Foursquare reicht schon um Bescheid zu wissen, wo sich jemand gerade befindet, beispielsweise im Urlaub oder einem neuen Café. All das macht es leichter miteinander in Kontakt zu bleiben, zumindest vermeintlich. Denn Social Media macht es auch leicht, sich dem ganzen zu entziehen, und das auf zwei Ebenen.

 

Social Media ist nicht das echte Leben

Jeder kennt das vermutlich: Ein Freund oder Bekannter postet etwas auf Facebook, beispielsweise dass er bald umziehen möchte oder dass es ihm gerade nicht so gut geht. Das kann man jetzt entweder kommentieren und fragen, wann es so weit ist beziehungsweise was los ist oder man ignoriert es einfach. Weil man keine Lust hat an einem Umzug Möbel zu schleppen oder weil man gerade nicht Seelentröster spielen möchte. Die Gründe sind vielfältig. Denkt man ein paar Jahre zurück wäre das ganze sicher anders gelaufen. Der Freund hätte bei einem Treffen oder Telefonat bemerkt, was gerade Sache ist und man hätte darauf reagieren müssen. Es hätte Gespräche nach sich gezogen oder es wäre eine Einladung zum Umzug erfolgt. Die Sache wäre geklärt gewesen, die Freundschaft hätte sich vertieft und vielleicht hätte man auf besagtem Umzug, zu dem man keine Lust hat aber dennoch hingegangen wäre, sogar den Menschen getroffen, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte.

 

Berieselung statt Kommunikation

Doch die ganzen Unverbindlichkeiten in Sachen Social Media bringen uns um all diese Chancen. Vor lauter Social Media wird gerne vergessen, dass das wahre Leben anders funktioniert und vor allem woanders stattfindet als vor den mobilen Endgeräten, mit denen wir uns ständig umgeben. Warum sollte man sich auch treffen wenn man eh schon alles über den anderen weiß? Befürchten wir, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben, von Angesicht zu Angesicht? Wir erstarren in Nichtstun und warten auf die nächste Nachricht die uns informiert. Soziale Kontakte sind aber viel mehr. Wenn wir einem Freund nicht Auge in Auge gegenüberstehen oder zumindest telefonieren, können wir nicht sicher sein, wie es ihm wirklich geht. Gestik und Mimik sind etwas völlig anderes als geschriebene Worte und ein paar Bilder.

 

Nichts ist wie es scheint

Es mag ein wenig weit hergeholt sein, aber dennoch hat Veit Etzold in seinem Buch „Final Cut“ das Problem auf den Punkt gebracht und in einen spannenden Thriller verwandelt. Ein Killer macht sich die sozialen Medien zu nutze und gaukelt den Freunden des Opfers vor, es sei noch am Leben, obwohl er sie schon vor Monaten ermordet hat. Niemand schöpft Verdacht denn es werden weiterhin Statusnachrichten bei Facebook abgesetzt. In der heutigen Welt scheint das zu genügen, um als lebendig zu gelten. Ein Punkt, über den es sich nachzudenken lohnt. Denn in Wirklichkeit wissen wir gar nichts.

 

Foto: „iPhone 0 : Asphalt 1“ by Faris Algosaibi